07-Extruder starten

ACHTUNG Verbrennungsgefahr! Die Düse und die Metallteile am Extruder werden sehr heiß. Wenn das Filament in Form eines weichen Kunststoff-Fadens aus der Düse kommt, ist es sehr heiß (150°C bis 260°C). Um die Aufwicklung in Gang zu bringen, müssen Sie das Filament im weichen Zustand handhaben. Benutzen Sie daher Schutzhandschuhe oder Hilfsmittel wie eine Pinzette, um den Faden in diesem Bereich anzufassen. Das Filament kühlt nach einigen Zentimetern oberflächlich deutlich ab, im Inneren bleibt es noch über eine längere Strecke sehr heiß. Seien Sie daher sehr vorsichtig, wenn Sie das Filament handhaben.

07.1 Aufheizen

Heizen Sie den Extruder auf, indem Sie im Hauptmenü – Preheat auswählen. Der Extruder heizt nun auf voreingestellte 180°C auf. Diese Temperatur ist ein ungefährer Ausgangswert für PLA. Möchten Sie eine andere Vorheiztemperatur einstellen, so können Sie das unter Hauptmenü – Control – Temperature – Preheat Setting tun. Verändern Sie die Temperatur erst, wenn der Vorheiz-Wert erreicht ist. Dann können Sie jederzeit die Temperatur verändern unter Hauptmenü – Setting – Temperature. Eine Liste mit Erfahrungswerten für verschiedene Kunststoffsorten finden Sie in Kapitel 06.6. Wenn der Extruder aufgeheizt ist, piepst die Steuerung zwei mal. Dies soll sicherstellen, dass Sie nicht vergessen, dass das Gerät in Betrieb ist. Wenn der Extruder aufgeheizt ist, aber nicht länger als 30 Minuten nicht gestartet wird, erscheint die Fehlermeldung „Safety cooldown”. Danach muss der Extruder neu gestartet werden.

07.2 Trichter befüllen

1. Befüllen Sie den Trichter mit Kunststoffgranulat. Das Trichter-Teil 1 ist fest am Extruder installiert und sollte immer mindestens gefüllt sein, um gleichbleibende Extrusions- Ergebnisse zu bekommen:

2. Das Trichter-Teil 2 besitzt eine Art Blende, sodass das Granulat kontrolliert zur Einzugszone fließt, wenn Pellets (Industrie-Granulat) verarbeitet werden. Bei der Verarbeitung von geschreddertem 3D Druckabfall (Mahlgut) sollte der Trichter-Teil 2 entfernt werden, um eine Brückenbildung im Material zu vermeiden.

3. Das Trichter-Teil 3 vergrößert den Trichter und ermöglicht eine längere Laufzeit. Dieser Teil ist stapelbar, sodass Sie noch einen weiteren Trichter-Teil draufsetzen können. Wenn dieser Teil gefüllt ist, können Sie mindestens 1kg Filament produzieren.

07.3 Extruder starten

Starten Sie den Extruder-Motor (Hauptmenü – START Extruder). Der Motor lässt sich nur einschalten, wenn die aktuelle Temperatur des Extruders über 150°C liegt, um Beschädigungen durch zu kalten Kunststoff zu vermeiden (Sie können diesen Wert verändern, siehe Kapitel 15). Auf Werkseinstellung startet der Motor mit 7 Umdrehungen pro Minute (RPM). Das ist ein relativ langsamer Anfangswert zum Herantasten. Der Zugmotor und der Spulenmotor starten ebenfalls, daher wird sich auch die Filament-Spule drehen. Sie können die Extruder-Drehzahl jederzeit ändern (Hauptmenü – Setting – Extruder rpm). Wenn der Extruder zum ersten Mal in Betrieb ist, bzw. wenn die Extruderschnecke frei von Kunststoff ist, kann es ein paar Minuten dauern, bis das Material aus der Düse kommt. Wenn Kunststoff aus der Düse kommt, benötigt der Extruder noch einen Moment, bis Druck –und Temperaturverlauf entlang der Extruderschnecke gleichmäßig sind. Daher lassen Sie ihn noch 2 bis 4 Minuten laufen. Der Sensor sollte abgenommen und zur Seite gelegt sein, um eine Beschädigung zu vermeiden. Legen Sie am besten eine Unterlage auf Ihre Arbeitsfläche, sodass diese nicht vom heißen Kunststoff beschädigt werden kann.

Nun muss sichergestellt werden, dass die Extrusion gleichmäßig abläuft. Unter der Düse wickelt sich das weiche Filament auf. Wenn die Extrusion gleichmäßig ist, sieht das ungefähr so aus:

Wenn aber die Extrusion NICHT gleichmäßig ist, sieht das ungefähr so aus:

Eine Ungleichmäßige Extrusion kann folgende Gründe haben:

1. Die Korngröße ist das häufigste Problem. Vor allem bei Mahlgut. Wie in Kapitel 06 beschrieben, entstehen manchmal dünne, flache und längliche Teilchen, wenn man 3D-Druck-Teile schreddert. Die rutschen durch ein Sieb, da sie so schmal sind. Dadurch, dass diese aber deutlich länger als 5mm sind, können diese die Einzugszone des Extruders kurzzeitig oder vollständig blockieren, da die Teilchen an dieser Stelle im Kreis drehen und nicht direkt in die Extruderschnecke fallen.

2. Aber nicht nur bei Mahlgut, sondern auch bei Pellets kann die Korngröße Probleme bereiten. Daher müssen auch Pellets gesiebt werden, wenn ein zu großes Korn vorhanden ist, wird die Einzugszone blockiert. Siehe Kapitel 06. Ich habe es schon selbst erlebt, dass das Material tagelang gut läuft und dann ein Granulatkorn auftaucht, welches wesentlich größer als 5mm ist

3. Überprüfen Sie, ob der Schmelzefilter in der Düse ggf. verstopft ist oder sich verformt hat und zur Düsenspitze gedrückt wurde. Beides kann zu Schwankungen in der Extrusion-Leistung führen. Wie man den Filter ausbaut, finden Sie in Kapitel 13.

4. Überprüfen Sie die Materialqualität. Das Material muss wie in Kapitel 06 beschrieben aufbereitet sein (Trocknung, Sortenrein, Sauberkeit, etc). Achtung: Die Schredder von Precious Plastic haben leider oft Metallabrieb im Mahlgut, welches den Filter dann sehr schnell und oft verstopfen lässt.

5. Stellen Sie sicher, dass sich die Extruderschnecke weit genug im Rohr befindet. Die flache Fläche der Schnecke im Einzugsbereich muss bis in das Rohr hineinragen. Wenn die Schnecke nicht weit genug im Rohr ist, wird Material am Eingang zum Rohr festgeklemmt, mitgedreht oder abgeschert. Das führt zu Schwankungen der Extrudsionsleitung.

6. Die Extruderschnecke hat ggf. in der Einzugszone Anhaftungen, welche zu Schwankungen in der Extrusion-Leistung führen können. Das kann nach langem Gebrauch oder bei häufigem Materialwechsel vorkommen. Auch wenn die Verarbeitungstemperatur für das entsprechende Material zu hoch ist, kann es zu diesen Anhaftungen kommen. Dann muss die Extruderschnecke gereinigt werden. 

7. Für weitere Infos siehe Kapitel 16.