16-Problemlösungen

16.1 Blockierung der Extruderschnecke

Wenn die Extruderschnecke blockiert, dann verliert der Schrittmotor des Extruderantriebs Schritte und macht ruckartige Bewegungen bei einem auffälligen Geräusch. Das ist zunächst nicht schlimm, sollte aber nicht lange bestehen bleiben. Die Strombegrenzung des Schrittmotors dient hierbei als Überlastschutz. Wenn bei Ihnen die Extruderschnecke blockiert, prüfen Sie zunächst folgende Schritte:

16.1.1 Überprüfen Sie, ob der Schmelzefilter in der Düse ggf. verstopft ist oder sich verformt hat und zur Düsenspitze gedrückt wurde. Beides erfordert ein erhöhtes Drehmoment der Extruderschnecke und kann zur Blockierung des Motors führen. Wie man den Filter ausbaut, finden Sie in Kapitel 13.

16.1.2 Überprüfen Sie die Materialqualität und die verwendeten Einstellungen. Wenn die Drehzahl zu hoch ist und/oder die Temperatur zu niedrig ist, kann das ebenfalls den Motor blockieren. Orientieren Sie sich an den Erfahrungswerten im Kapitel 06.6, wobei es in Ihrem System zu Abweichungen kommen kann, da Sie ggf. andere Kunststoffe verwenden, oder der Temperatursensor leichte Abweichungen anzeigt, etc. Temperaturunterschiede von bis zu +/-15°C und Drehzahlunterschiede von bis zu +/-7 RPM können vorkommen. Kunststoffe von verschiedenen Herstellern können unterschiedliche Verarbeitungstemperaturen haben, auch wenn sie den gleichen Namen (z.B. PETG) haben. Auch die Form des Mahlguts kann größen Einfluss auf die Einstellungen haben. Wenn Sie z.B. das gleiche Material einmal in Pulverform und einmal in Granulatform verarbeiten, werden die Einstellungen unterschiedlich sein. Legen Sie sich auf ein Material fest und finden Sie die passenden Einstellungen. Dann notieren sie sich die Einstellungen und notieren Sie auch, wie Sie das Mahlgut hergestellt haben. Es müssen die gleichen Voraussetzungen geschaffen sein, dann geht beim nächsten Mal, wenn Sie das Material verarbeiten, alles ganz schnell. Dann erst versuchen Sie die Einstellungen für das nächste Material zu finden, welches Sie verarbeiten möchten.

16.1.3 Überprüfen Sie die Ausrichtung des Extruder-Rohres. Es muss gerade ausgerichtet sein, siehe Aufbauanleitung Kapitel 02. Wenn das Rohr durch einen Umbau oder Austausch der Teile nicht mehr gerade zur Achse des Motors ausgerichtet ist, wird die Extruderschnecke verkantet. Das kann zum Blockieren des Motors in Betrieb führen.

16.1.4 Stellen Sie sicher, dass sich die Extruderschnecke weit genug im Rohr befindet. Die flache Fläche der Schnecke im Einzugsbereich muss bis in das Rohr hineinragen. Wenn die Schnecke nicht weit genug im Rohr ist, wird Material am Eingang zum Rohr festgeklemmt, mitgedreht oder abgeschert.

16.1.5 Überprüfen Sie, ob Sie die passende Extruderschnecke verwenden. Die Extruderschnecke (high compression) ist auf die Verarbeitung von geschredderten 3D Druckabfällen aus PLA, ABS und PETG abgestimmt. Darüber hinaus lassen sich damit auch bestimmte Kunststoffe in Pellet-Form wie PLA Sorten (auf 3D Druck optimiert), ABS und PP verarbeiten. Die Extruderschnecke (low compression) ist auf die Verarbeitung von Kunststoffen in Pellet-Form wie PLA, ABS, ASA, PETG, PP abgestimmt. Die Verarbeitung von Nylon, PA, PS oder anderen technischen Kunststoffen kann nicht garantiert werden, ist aber oft möglich. Es kann allerdings sein, dass der Extruder diese Materialien zwar extrudieren kann, die Aufwicklung und Kalibrierung zu maßhaltigem Filament aber nicht funktioniert. Das liegt daran, dass diese Kunststoffe andere Viskositäten haben oder sehr schnell erstarren. Da kommt die Kalibrierung und Aufwicklung dieses Systems an seine Grenzen. Daher kann die Verarbeitung dieser Materialien aktuell nicht garantiert werden.

16.1.6 Überprüfen Sie die Position des Filament-Lüfters unter der Düse. Wenn dieser zu nahe an der Düse ist oder zu stark eingestellt ist, kann das die Düse so weit abkühlen, dass der Kunststoff zäher wird und ebenfalls der Motor blockiert.

16.1.7 Überprüfen Sie den Motorstrom des Schrittmotors. Der Motorstrom wird am externen Schrittmotortreiber über kleine Dipschalter eingestellt. Dafür ist eine Öffnung im Gehäuse der Elektronik vorgesehen. Es gibt folgende Möglichkeiten:

  • Es sieht so aus, als wäre die richtige Einstellung gewählt, aber ein Dipschalter ist nicht ganz nach unten oder oben gedrückt. Dann hat dieser keinen Kontakt und es kann zu Fehlfunktionen kommen. Prüfen Sie die korrekte Schalterstellung.
  • Wenn hier eine falsche (zu niedrige) Einstellung gewählt wäre, kann der Motor blockieren, ohne dass es einen Grund dafür gibt. Überprüfen Sie dazu „Schritt 55“ in Kapitel 03 der Aufbauanleitung. Schalterstellung sollte Dipswitch 1: off, Dipswitch 2: off, Dipswitch 3 on sein.
  • Es kann auch materialabhängig nötig sein, den Strom erhöhen zu müssen. Gerade bei zähen Materialien wie PETG kann das der Falls sein. Es ist dann aber nötig, den Motor zu kühlen. Wenn Sie den Motorstrom über die Werkseinstellung erhöhen, kann ein Blockieren der Schnecke zur Beschädigungen führen. ARTME 3D übernimmt hierbei keine Haftung.

16.1.8 Überprüfen Sie die Rillen im Extruder-Rohr und die Rauheit der Innenfläche des Extruder-Rohres. Wenn der Extruder neu ist, können die Rillen noch recht „scharfkantig“ sein und die Innenfläche des Rohres etwas rau. Das kann bei sehr zähen Materialien wie PETG zu Problemen führen. Das Granulat wird dann „zu stark“ in der Einzugszone gefördert, was zu viel Druck in der Kompressionszone führt. Das kann zum Blockieren der Schnecke führen. Nach längerem Betrieb können sich die Rillen etwas abrunden und die Innenfläche etwas abschleifen, sodass dann das Problem mit PETG verschwindet. Im Zweifel können Sie die Innenfläche des Extruder-Rohres etwas schleifen oder polieren. Aber Achtung, das kann zu negativen Effekten bei anderen Materialien führen.

16.1.9 Überprüfen Sie, ob das Heizelement korrekt am Extruder-Rohr montiert ist. Bei schlechter Wärmeleitung kann es sein, dass das Rohr im Betrieb zu weit abkühlt, ohne dass man es merkt.

16.1.10 Wenn diese Punkte nicht zum Erfolg führen, ist nicht auszuschließen, dass eine defekte Elektronik zum Schrittverlust des Motors führt. Das können Sie überprüfen, indem Sie den Motor ausbauen und ohne Extruderschnecke drehen lassen. Wenn der Motor dann auch stockt, ist die Elektronik das Problem. In diesem Fall kontaktieren Sie mich bitte. (www.artme-3d.de/contact)

16.1.11 Wenn diese Hilfestellungen generell nicht zum Erfolg führen,kontaktieren Sie mich bitte. (www.artme-3d.de/contact)

16.2. Extrusion nicht gleichmäßig oder keine Extrusion, obwohl Motor läuft

Wenn die Extrusions-Leistung stark schwankt oder der Motor läuft aber kein Material aus der Düse kommt, prüfen Sie bitte folgende Schritte:

16.2.1 Die Korngröße ist das häufigste Problem. Vor allem bei Mahlgut. Wenn man 3D Druckobjekte schreddert, entstehen manchmal dünne, flache und längliche Teilchen. Die rutschen durch ein Sieb, da sie so schmal sind. Dadurch, dass diese aber deutlich länger als 5mm sind, können diese die Einzugszone kurzzeitig oder vollständig blockieren, da sie an dieser Stelle im Kreis drehen und nicht direkt in die Extruderschnecke fallen. Ich vermute, dass diese Teilchen weniger entstehen, wenn das Druckteil sehr stabil gedruckt ist, mit viel Wandlinien und dichter Waben-Form des Infills.
Aber nicht nur bei Mahlgut, sondern auch bei Pellets kann die Korngröße Probleme bereiten. Daher müssen auch Pellets gesiebt werden, wenn ein zu großes Korn vorhanden ist, wird die Einzugszone blockiert. Siehe Kapitel 06.

16.2.2 Schmelzefilter prüfen, ob dieser verstopft oder verformt ist.
16.2.3 Die Extruderschnecke hat in der Einzugszone Anhaftungen. Das kann nach langem Gebrauch oder bei häufigem Materialwechsel vorkommen. Dann muss die Extruderschnecke gereinigt werden. Siehe Kapitel 12.
16.2.4 .Es gibt Materialien, die sehr runde, glatte und spröde Granulatkörner haben. Diese gleiten sehr gut über die Rillen im Extruder-Rohr und werden daher langsamer gefördert. Das kann auch dazu führen, dass Anhaftungen in der Einzugszone des Rohres entstehen und der Materialfluss blockiert wird. In diesem Fall müssen die Rillen im Rohr ggf. nachbearbeitet oder größer gefeilt werden. (Aber Achtung, das kann zu negativen Effekten bei der Verarbeitung von anderen Materialien führen).

16.3. Sehr häufige Verstopfung des Schmelzefilters.

Der verwendete Schmelzefilter stellt sicher, dass das produzierte Filament auf einem Drucker mit einer 0,4mm Düse gedruckt werden kann. Er ist nicht dazu gedacht, verschmutze Kunststoff-Mahlgüter generell zu reinigen, wie das bei Industrie-Extrudern der Fall ist. Das verwendete Material muss sauber sein. Falls doch ein Schmutzpartikel in der Schmelze ist, wird es vom Schmelzefilter aufgefangen. Sollte bei Ihnen der Schmelzefilter oft oder sehr schnell verschmutzen prüfen Sie bitte folgende Möglichkeiten:

16.3.1 Lagern Sie Mahlgut sehr sorgfältig. Verwenden Sie Behälter mit Deckel, sodass kein Staub oder andere Partikel in das Mahlgut gelangen können.

16.3.2 Verschmutztes Mahlgut muss vor der Verwendung gewaschen und getrocknet werden. Klebereste müssen vollständig entfernt werden.

16.3.3 Das Mahlgut muss sortenrein sein. Wenn Sie zum Beispiel Mahlgut aus PLA verarbeiten, ist die Verarbeitungstemperatur so niedrig, dass kleine Partikel aus Beispielsweise PETG, ASA oder ABS den Filter zusetzen können. Wenn sich zwei bis drei Körner einer anderen Kunststoffsorte im Mahlgut befinden, kann das schon zu Problemen führen.

16.3.4 Es kann vorkommen, dass der verwendete Shredder kleine Metallspäne oder anderen Abrieb erzeugt, welcher dann im Mahlgut landet. Das setzt den Filter auch schnell zu. Daher stellen Sie die Messer-Spaltmaße ggf. genau ein oder verwenden Sie ein feines Sieb. Alle Partikel, die kleiner sind, als beispielsweise 1 bis 0.5mm, sollten dann nicht in den Extruder gegeben werden.
16.3.5 Wenn Sie Mahlgut in einem Behälter aufbewahren und aus diesem Behälter Material in den Extruder füllen, sollten Sie den letzten Rest, welcher sich am Boden des Behälters sammelt, nicht in den Extruder füllen. Darin sind meist viel Staub und Verschmutzungen wie Metallabrieb enthalten, welchen den Filter dann schnell zusetzen.
16.3.6 Wenn Sie Filtermaterial Nachkaufen möchten, suchen Sie im Internet nach:
-Drahtgewebe aus Edelstahl mit einer Maschenweite von 0,3mm und einer Drahtstärke von 0,2mm
oder
– Drahtgewebe aus Edelstahl Mesh 50 mit einer Drahtstärke von 0,2 mm.

Die Maschenweite wird oft in der Einheit „Mesh“ angegeben. Die Maschenweite von 0,3 mm entspricht Mesh 50. Sie können bei Ebay, Amazon oder lokalen Metallbetrieben fündig werden. Geben Sie die genannten Begriffe aber am besten zuerst in eine Suchmaschine Ihrer Wahl ein. Wenn Sie einen Filter mit größerer Maschenweite verwenden, ist der Schutz vor dem Verstopfen einer 0,4mm Drucker-Düse nicht mehr gegeben. Wenn Sie einen mit kleinerer Maschenweite verwenden, ist der Filter nicht stabil genug und wird verbogen und zur Düsenspitze gedrückt, was Probleme machen wird.

16.4. Display Probleme

16.4.1 Display friert ein und lässt sich nicht mehr Bedienen:

– Wackelkontakt an Leitung von Zugmotor und/oder Spulenantrieb. Klemmverbindungen überprüfen.

16.4.2 Display ist schlecht lesbar oder reagiert langsam:

– Kontrast muss eingestellt werden. Dies ist über eine Dreh-Potentiometer auf der Rückseite des Displays möglich.