1. Blockierung der Extruderschnecke

Wenn die Extruderschnecke blockiert, dann verliert der Schrittmotor des Extruderantriebs Schritte und macht ggf. ruckartige Bewegungen oder blockiert bei einem auffälligen Geräusch. Das ist zunächst nicht schlimm, sollte aber nicht lange bestehen bleiben. Die Strombegrenzung des Schrittmotors dient hierbei als Überlastschutz und ist bei Auslieferung relativ gering eingestellt, um durch Anfängerfehler nichts zu beschädigen. Wenn bei Ihnen die Extruderschnecke blockiert, prüfen Sie zunächst folgende Schritte:

  1. Überprüfen Sie, ob der Schmelzefilter in der Düse ggf. verstopft ist oder sich verformt hat und zur Düsenspitze gedrückt wurde. Beides erfordert ein erhöhtes Drehmoment der Extruderschnecke und kann zur Blockierung des Motors führen. Wie man den Filter ausbaut finden Sie in Kapitel 13 der Bedienungsanleitung.
  2. Überprüfen Sie die Materialqualität. Das Material muss wie in dem Material-Leitfaden beschrieben aufbereitet sein. Siehe im Materialleitfaden.
  3. Überprüfen Sie die Drehzahl. Drehzahlunterschiede gegenüber den Erfahrungswerten im Material-Leitfaden von bis zu +/-7 RPM können vorkommen. So können Sie herausfinden, ob sie eine zu hohe Drehzahl gewählt haben: Beobachten Sie, wie schnell sich der Zugmotor dreht. Wenn er sich schneller als 30 U/min dreht, kann es sein, dass die Produktionsgeschwindigkeit im Allgemeinen etwas zu hoch ist und der Extruder das Material nicht schnell genug schmelzen kann. Reduzieren Sie in diesem Fall die Drehzahl des Extrudermotors, bis die Drehzahl des Zugmotors unter 30 RPM liegt. Dieser Wert ist Materialabhängig und kann in manchen Fällen auch über 30 RPM liegen.
  4. Überprüfen Sie die Temperatur. Temperaturunterschiede gegenüber den Erfahrungswerten im Materialleitfaden von bis zu +/-15°C können vorkommen. Kunststoffe von verschiedenen Herstellern können unterschiedliche Verarbeitungstemperaturen haben, auch wenn sie den gleichen Namen (z.B. PETG) haben.
  5. Auch die Form und Korngröße des Mahlgutes oder der Pellets kann Einfluss auf die genannten Einstellungen haben. Wenn Sie z.B. das gleiche Material einmal in Pulverform und einmal in Granulatform verarbeiten, werden die Einstellungen unterschiedlich sein.
  6. Legen Sie sich auf ein Material fest und finden Sie die passenden Einstellungen. Dann notieren sie sich die Einstellungen. Notieren Sie auch, wie Sie das Mahlgut hergestellt haben. Es müssen die gleichen Vorraussetzungen geschaffen sein, dann geht das Anfahren des Extruders beim nächsten mal ganz schnell. Danach erst versuchen Sie die Einstellungen für das nächste Material zu finden, welches Sie verarbeiten möchten.
  7. Stellen Sie sicher, dass sich die Extruderschnecke weit genug im Rohr befindet. Die flache Fläche der Schnecke im Einzugsbereich muss bis in das Rohr hinein ragen. Wenn die Schnecke nicht weit genug im Rohr ist, wird Material am Eingang zum Rohr festgeklemmt, mitgedreht oder abgeschert.
  8. Überprüfen Sie, ob Sie die passende Extruderschnecke verwenden. Die Extruderschnecke (high compression) ist auf die Verarbeitung von geschredderten 3D Druckabfällen aus PLA, ABS und PETG abgestimmt. Darüber hinaus lassen sich damit auch bestimmte Kunststoffe in Pellet-Form wie PLA Sorten (auf 3D Druck optimiert) und ABS verarbeiten. Die Extruderschnecke (low compression) ist auf die Verarbeitung von Kunststoffen in Pellet-Form wie PLA, ABS, ASA, PETG abgestimmt. Die Verarbeitung von Nylon, PA, PS oder anderen technischen Kunststoffen kann nicht garantiert werden, ist aber oft möglich. Es kann allerdings sein, dass der Extruder diese Materialien zwar extrudieren kann, die Aufwicklung und Kalibrierung zu maßhaltigem Filament aber nicht funktioniert. Das liegt daran, dass diese Kunststoffe andere Viskositäten haben oder sehr schnell erstarren. Da kommt die Kalibrierung und Aufwicklung dieses Systems an seine Grenzen. Daher kann die Verarbeitung dieser Materialien aktuell nicht garantiert werden.
  9. Überprüfen Sie die Position des Filament-Lüfters unter der Düse. Wenn dieser zu nahe an der Düse ist oder zu stark eingestellt ist, kann das die Düse so weit abkühlen, dass der Kunststoff zäher wird und ebenfalls der Motor blockiert.
  10. Überprüfen Sie den Motorstrom des Schrittmotors. Der Motorstrom wird am externen Schrittmotortreiber über kleine Dipschalter eingestellt. Es gibt folgende Möglichkeiten:
    • Es sieht so aus, als wäre die richtige Einstellung gewählt aber ein Dipschalter ist nicht ganz nach unten oder oben gedrückt. Dann hat dieser keinen Kontakt und es kann zu Fehlfunktionen kommen. Pfüfen Sie die korrekte Schalterstellung.
    • Wenn hier eine falsche (zu niedrige) Einstellung gewählt wäre, kann der Motor blockieren, ohne dass es einen Grund dazu gibt. Überprüfen Sie dazu „Schritt 55“ in Kapitel 03 der Aufbauanleitung. Schalterstellung sollte sein: Dipswitch 1: off, Dipswitch 2: off, Dipswitch 3 on.
    • Es kann auch Materialabhängig nötig sein, den Strom erhöhen zu müssen. Gerade bei zähen Materialien wie PETG oder bei manchen PLA Sorten (die für Spritzguss oder Filmblasen optimiert sind) kann das der Falls sein. Um den Motorstrom zu erhöhen gehen Sie folgendermaßen vor:
      – Öffnen Sie das Elektronik Gehäuse auf der Rückseite des Extruders.
      – Am externen Schrittmotortreiber finden Sie kleine Dip-Schalter. Schalter 1, 2 und 3 werden nun eingestellt. (Diese Einstellung gilt nur für den im Bausatz verwendeten Schrittmototreiber „DM332T“).
      – Der Motorstrom ist bei der Werkseinstellung auf 1,9 Ampere begrenzt. Für 2,2 Ampere stellen Sie Schlater 1 auf „on“, Schalter 2 auf „on“ und Schalter 3 auf „off“. Für 2,5 Ampere stellen Sie Schalter 1 auf „off“, Schalter 2 auf „on“ und Schalter 3 auf „off“. Für 2,9 Ampere stellen Sie Schalter 1 auf „on“, Schalter 2 auf off“ und Schalter 3 auf „off“.
    • Wenn Sie den Motorstrom erhöhen, beachten Sie dabei folgendes:
      – Der Schrittmotor muss dann eventuell gekühlt werden. Wobei Betriebstemperaturen um die 60 bis 70°C für den Motor generell kein Problem sind. Achtung: Verbrennungsgefahr. Es kann auch Schmiermittel austreten. (Bei Version MK2.5: Wenn das Gehäuse des Getriebes vom MK2.5 aus PLA gedruckt ist, kann es ggf. weich werden.)
      – Es darf nur die Extruderschnecke mit niedriger Kompression bis zum maximalen Motorstrom verwendet werden. Die Extruderschnecke mit hoher Kompression, kann unter Umständen beschädigt werden, wenn der Strom auf über 2,5A erhöht wird. ARTME 3D übernimmt hierbei keinerlei Haftung.
  11. Überprüfen Sie das Axiallager, welches in Bauteil ED-A-coupler eingesetzt ist. Wenn dieses ohne Schmierung läuft, kann es beschädigt werden und blockieren. In diesem Fall das Lager schmieren oder ersetzen.
  12. Überprüfen Sie die Ausrichtung des Extruder-Rohres. Es muss gerade ausgerichtet sein, wie in Kapitel 02, Schritt 26 der Aufbauanleitung beschrieben. Wenn das Rohr durch einen Umbau oder Austausch der Teile nicht mehr gerade zur Achse des Motors ausgerichtet ist, wird die Extruderschnecke verkantet. Das kann zum blockieren des Motors im Betrieb führen.
  13. Überprüfen Sie, ob die Heizelemente korrekt am Extruderrohr montiert sind. Bei schlechter Wärmeleitung, kann es sein, dass das Rohr im Betrieb zu weit abkühlt, ohne dass man es merkt.
  14. Wenn diese Punkte nicht zum Erfolg führen, ist nicht auszuschließen, dass die Elektronik zu Schrittverlust des Motors führt. Das können Sie überprüfen, indem Sie den Motor ausbauen und ohne Extruderschnecke drehen lassen. Wenn der Motor dann auch stockt, ist die Elektronik das Problem. In diesem Fall kontaktieren Sie mich bitte.
  15. Wenn diese Hilfestellungen nicht zum Erfolg führen, kontaktieren Sie mich bitte.